Eine Kernfunktion von Fenstern ist es, Wärme im Gebäude zu halten. Wie gut sie diese Aufgabe erfüllen, hängt vom Fensterrahmen und der Fensterverglasung ab. Letztere ist mehr als nur eine Glasscheibe: moderne Gläser sind hochkomplexe Produkte und bei der Planung sollte man ihre spezifischen Eigenschaften gut kennen. Fensterverglasung im Überblick Grundsätzlich gibt es drei Arten der Verglasung in jeweils verschiedenen Ausführungen: Einfachverglasung Doppelverglasung Dreifachverglasung Entscheidender Kennwert für die Energieeffizienz der Verglasung ist der Ug-Wert. Er beschreibt die Wärmedurchlässigkeit der Gläser und wird in Watt pro Quadratmeter mal Kelvin angegeben: W/(m2*K). Je höher er ist, desto mehr Wärme entweicht. Für die Fensterverglasung ohne Fensterrahmen können Sie von diesen Ug-Werten ausgehen: Fensterverglasung Ug-Wert W/(m2 K) Einfachglas 5,8 Verbund- & Kastenfenster 2,8 Isolierglas (unbeschichtet) 2,8 Zweifach-Wärmedämmglas 1,4 – 1,1 Dreifach-Wärmedämmglas 0,8 Dreifachverglasung ist der aktuelle Standard Die Einfachverglasung ist die älteste unter den Gläsern. Sie sind bereits seit den 50er und 60er Jahren im breiten Einsatz. Ihr Ug-Wert ist mit 4,7 bis 5,8 W/(m2*k) und mehr aus heutiger Perspektive außerordentlich hoch und genügt aktuellen Anforderungen an die Energieeffizienz nicht mehr. Diese Verglasungen sind allerdings nicht mehr oft anzutreffen – der Einbau ist seit der ersten Wärmeschutzverordnung nicht mehr erlaubt. Zusätzlich neigen sie zur Schwitzwasserbildung und vereisen leicht. Verbund- und Kastenfenster sowie Fenster mit unbeschichtetem Isolierglas haben bessere Werte: durchschnittlich 2,4 beziehungsweise 2,8 W/(m² K). Verbund- und Kastenfenster besitzen jeweils zwei mit Glasscheiben versehene Fensterflügel. Bei einem Fenster mit unbeschichtetem Isolierglas gibt es ebenfalls mindestens zwei Glasscheiben. Allerdings ist der Zwischenraum zwischen den Scheiben hermetisch abgeriegelt. Wichtig ist bei einer Doppelverglasung der Randverbund. Er hält die einzelnen Scheiben auf Abstand und verhindert, dass das Gas entweicht. Da dieser Randverbund im herkömmlichen Fall geklebt wurde, lässt die Dichtigkeit im Laufe der Jahre nach. Das führte oftmals zu blinden Scheiben. Besonders energieeffizient sind Fenster mit (Low-E) Zweischeiben-Wärmedämmglas (Doppelverglasung) und (2 x Low-E) Dreischeiben-Wärmedämmglas mit durchschnittlich 1,4 beziehungsweise 1,1 W/(m² K). Die Dreifachverglasung ist derzeit der Standard in Neubau und Sanierung. Kaum ein Fenster ist energieeffizienter und dabei bezahlbar. Die Dreifachverglasung hat sowohl die Einfachverglasung und die Doppelverglasung, welche noch bis zum Ende der 90er Jahre Standard war, abgelöst. Mit der Dreifachverglasung lassen sich, abhängig von der Materialwahl und dem Einbau, durchaus Spitzenwerte von 0,5 W/m2K erzielen. Es kommt nicht nur auf die Zahl der Scheiben an Dass eine Dreifachverglasung Wärme im Vergleich zur Einfachverglasung besser im Haus hält, liegt an der größeren Anzahl an Scheiben. Für die Energieeffizienz der Fensterverglasung kommt es aber auf weitere Eigenschaften an: Edelgase In älteren Fenstern mit Mehrfachverglasung und hermetisch abgeriegelten Zwischenräumen befindet sich zwischen den Glasscheiben meistens Luft. Bei moderner Dreifachverglasung sind die Zwischenräume mit Edelgasen wie Argon und Krypton gefüllt. Sie haben eine geringere Wärmeleitfähigkeit und optimieren so die dämmenden Eigenschaften der Fensterverglasung. Low-E-Glas Moderne Fensterverglasung setzt heute zumeist auf Low-E-Glas. Low-E steht für „Low-Emissivity“ (geringe Wärmeabstrahlung). Low-E-Glas enthält eine sehr dünne Metallschicht. Sie reduziert Wärmeverluste durch das Fenster weiter. Bisweilen unterscheidet man Low-E 1.0 und Low-E 1.1 (sehr geringe Wärmeabstrahlung). Warme Kante Fenster mit „warmer Kante“ verlieren noch weniger Wärme. Sie ist ein Abstandhalter zwischen den Scheiben. Im Gegensatz zu älteren Ausführungen besteht er nicht mehr aus Aluminium, sondern aus Kunststoff, mit Edelstahl ummantelt. Die warme Kante verhindert auch bei kaltem Wetter, dass die Scheibenränder auskühlen. Fensterverglasung mit Zusatzfunktionen Es kommt nicht nur auf Wärmedämmung an. An manchen Standorten kann Schallschutz-, Sicherheits- oder Sonnenschutzglas sinnvoll sein. Zusätzlich gibt es selbstreinigendes Glas, Brandschutz- und Sichtschutzglas sowie „Smart Glass“. Es verändert Eigenschaften wie die Lichtdurchlässigkeit automatisch, abhängig von z.B.auf das Glas einwirkende Wärme. Verglasung tauschen – preiswerte und schnelle Fenstersanierung Sie müssen nicht immer direkt die kompletten Fenster austauschen. Unter Umständen können Sie bereits mit einem Austausch der Verglasung Ihre Energiekosten deutlich senken und gleichzeitig den Anforderungen der Energieeinsparverordnung genügen. Der Uw-Wert für das gesamte Fenster reduziert sich weniger als beim Austausch des kompletten Fensters.Tauschen Sie also Einfach- gegen Dreifachverglasung aus und nutzen weiterhin den alten Fensterrahmen, verändern Sie den Ug-Wert bei gleichbleibendem Uf-Wert. Bei einem modernen Fenster mit Doppelverglasung oder Dreifachverglasung ist auch der Rahmen dank hochentwickelter Dichtungs- und Dämmtechnik sehr energieeffizient. Vor allem bei alten Rahmen sollten Sie überlegen, ob der Austausch des ganzen Fensters besser ist. Trotzdem kann der Austausch die bessere Alternative sein: er ist billiger und schnell ausgeführt. Jedoch müssen sie auch hier die Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) einhalten. Sie schreibt beim Fensteraustausch wie beim Glastausch einen U-Wert von höchstens 1,3 W/(m²·K) vor. Manchmal passen alte Rahmen einfach nicht mehr Fachleute prüfen, ob der alte Rahmen sich mit neuer Verglasung ausstatten lässt. Eine Dreifachverglasung ist breiter und schwerer als eine Einfachglas. Nicht jeder alte Rahmen trägt diese Last. Falls der Rahmen das nicht schafft, ist Doppelverglasung eine Option. Kosten für den Scheibentausch Beim Austausch unterscheidet man Materialpreis (z.B. das Glas) und Arbeitspreis sowie Zusatzkosten (z.B. für die Anfahrt). Der Materialpreis hängt einerseits von der Art, der Größe und den erwünschten Eigenschaften des Glases ab. Deshalb als grobe Orientierungswerte: Eine 350 x 200 Millimeter große Doppelverglasung (Low-E, normale Kante) mit vier Millimeter dicken Scheiben und einem mit Argon gefüllten Zwischenraum (sechs Millimeter breit) kostet etwa 53 Euro. Für eine Dreifachverglasung mit drei vier Millimeter dicken Scheiben und zwei mit Argon gefüllten Zwischenräumen (jeweils sechs Millimeter breit) zahlen Sie knapp 80 Euro. Hinzu kommen Materialkosten, etwa für Dichtungen. Bei den Arbeitskosten liegen die Stundensätze für Glaser zwischen 50 bis 100 Euro. Für den Austausch rechnen Sie mit einer Arbeitszeit von einer bis zwei Stunden pro Fenster. Aber es gibt auch Festpreise. Ein bekannter Hersteller setzt als Arbeitspreis einer Fachkraft für den Scheibentausch beispielsweise 70,50 Euro (inklusive Mehrwertsteuer) an. Kommt eine Hilfskraft hinzu, summieren sich die pauschalen Arbeitskosten auf 110,50 Euro. Die Kosten für die Anfahrt und die Entsorgung alter Gläser werden extra abgerechnet. Lassen Sie sich von Fachleuten Kostenvoranschläge geben. Die Handwerker dürfen die genannten Kosten überschreiten, aber nicht in beliebiger Höhe. Ein Plus von zehn bis zwanzig Prozent müssen Sie jedoch unter Umständen akzeptieren. Festpreise sind verbindlicher als Kostenvoranschläge. Wichtig ist der fachgerechte Einbau! Mängel führen dazu, dass Feuchtigkeit schlecht aus dem Rauminneren entweicht und sich im Raum niederschlägt. Es droht dann Schimmelbildung. Fördergelder für neue Fenster Für eine Fenstersanierung können Sie Fördermittel beantragen. Ein Ansprechpartner ist die KfW-Gruppe. Sie fördert Einzelmaßnahmen zur Sanierung von Immobilien. Eine andere Möglichkeit: seit 2020 können Sie energetische Sanierungen auch teilweise von der Steuer absetzen. Mehr Informationen finden Sie in unserem Beitrag zur Fensterförderung 2020. Text: Bosch Thermotechnik GmbH Foto: Adobe Stock, Ingo Bartussek