Moderne Häuser sind weitgehend luftdicht. In ihnen hält sich Heizungswärme im Winter besonders gut. Allerdings muss ein ausreichender Luftaustausch zwischen innen und außen erhalten bleiben. Bisweilen die Fenster zu öffnen und sich damit auf aktive Fensterlüftung zu verlassen, reicht nicht. Beim Neubau oder bei aufwändigeren Sanierungen wird deshalb ein Lüftungskonzept zur Pflicht. Technische Unterstützung für effizientes Lüften können dann aktive oder passive Fensterlüfter bieten. Fensterlüftung: Warum ist Luftaustausch wichtig? In alten, unsanierten Häusern gibt es viele undichte Stellen (z.B. undichte Tür- und Fensterfugen) in der Gebäudehülle. Ein ausreichender Luftaustausch ist schon gegeben, wenn man bisweilen die Fenster zum Lüften öffnet. In solchen Altbauten liegt der natürliche Luftwechsel oft bei einer Rate von mindestens 0,5 bis 1/h. Bei einer Luftwechselrate von 1/h wird die Raumluft einmal stündlich komplett ausgetauscht. Hier ist also gar keine zusätzliche Lüftung notwendig. In luftdicht gebauten Neubauten liegt die Luftwechselrate (ohne Lüftung) aber deutlich niedriger. Die Undichtheiten von Altbauten hatten also für den Luftwechsel eine nützliche Funktion. Allerdings entwich durch sie reichlich Wärme. Moderne Anforderungen an die Energieeffizienz einer Immobilie lassen sich so nicht erfüllen. Mangelhafte Lüftung hat unangenehme Folgen. Einerseits ändert sich die Zusammensetzung der Raumluft. Befinden sich Menschen in einem Raum ohne ausreichenden Luftaustausch, steigt der CO2-Anteil in der Luft. Er liegt im Normalfall zwar nur bei 0,04 Prozent und bleibt auch erhöht oft noch unter der Ein-Prozent-Marke. Diese Steigerung kann jedoch bereits problematisch sein und zum Beispiel zu Kopfschmerz und Konzentrationsstörungen führen. In besonders luftdicht erbauten Neubauten oder sanierten Altbauten ist ein ausreichender Luftaustausch ohne technische Unterstützung zumeist nicht gewährleistet. Es gibt allerdings noch ein weiteres Problem. Permanent hohe Luftfeuchtigkeit erhöht die Schimmelgefahr Ein weiterer Effekt mangelhafter Lüftung kann eine zu hohe und innerhalb der Wohnung kondensierende Luftfeuchtigkeit sein. Menschen schwitzen Wasser aus. Feuchtigkeit gelangt durch Tätigkeiten wie Duschen, Baden und Kochen in die Luft. All das steigert die Luftfeuchtigkeit. Luft kann aber immer nur eine begrenzte Menge Wasser speichern und je wärmer die Luft ist, desto größer ist die Speicherkapazität. Das bedeutet umgekehrt: Wenn sich Luft mit der absoluten Wassermenge X abkühlt, kann sie weniger Wasser als zuvor speichern. Die relative Luftfeuchtigkeit (relativ zur maximalen Speicherkapazität) steigt dadurch an. Eventuell kühlt die Luft so sehr ab, dass die vorhandene Menge Wasser die gesunkene Speicherkapazität der Luft übersteigt. Das Wasser kondensiert an Wänden oder Decken. Dadurch steigt das Schimmelrisiko. Ein Beispiel: Bei einer Lufttemperatur von 25 Grad Celsius kann die Luft maximal 23 g/m³ Wasser aufnehmen. 13 g/m³ sind dann eine relative Luftfeuchtigkeit von 56,5 Prozent. Sinkt die Lufttemperatur auf nur 15 Grad Celsius, kann die Luft nur noch 12,8 g/m³ Wasser speichern. 13 g/m³ liegt darüber. Das Wasser kondensiert. Die Temperatur, bei der die absolute Wassermenge in der Luft die maximale Speicherkapazität übersteigt, nennt sich Taupunkt. Da die Lufttemperatur innerhalb eines Raumes absinken oder unterschiedliche Werte annehmen kann, erreicht sie im ungünstigen Fall innerhalb der Wohnung den Taupunkt. Manuelle Fensterlüftung durch Öffnen der Fenster sorgt dafür, dass feuchte Innenraumluft gegen trockenere Außenluft ausgetauscht wird. Anforderungen an ein modernes Lüftungskonzept Für einen Neubau schreibt die Energieeinsparverordnung (EnEV) einerseits Luftdichtheit vor: „Zu errichtende Gebäude sind so auszuführen, dass die wärmeübertragende Umfassungsfläche einschließlich der Fugen dauerhaft luftundurchlässig entsprechend den anerkannten Regeln der Technik abgedichtet ist …“ Auf der anderen Seite müssen Sie in Ihrer Immobilie einen sogenannten Mindestluftwechsel gewährleisten, der „zum Zwecke der Gesundheit und Beheizung“ erforderlich ist. Diese Anforderungen müssen Sie auch bei bestimmten Sanierungen erfüllen, etwa wenn Sie mehr als ein Drittel der Fenster austauschen. Genauere Angaben zum Mindestluftwechsel gibt es in der DIN 1946-6, die für einen ausreichenden Luftaustausch ein Lüftungskonzept vorsieht. Die EnEV definiert zwar keine Pflicht, den Mindestluftwechsel anhand dieser Norm zu berechnen. Aber die bauliche Praxis geht von Lösungen aus, die auf dieser Norm basieren. Die DIN 1946-6 definiert vier verschiedene Lüftungsanforderungen, für die ein Lüftungskonzept Lösungen bereitstellen muss: Lüftungsanforderung Zweck Nennlüftung Die Nennlüftung sorgt für ausreichenden Luftaustausch bei Anwesenheit der Bewohner und normaler Nutzung der Wohnung. Gesundheitliche und hygienische Anforderungen müssen Sie bei der Nennlüftung ebenso beachten wie den Bautenschutz. Eine aktive Fensterlüftung kann Bestandteil des Konzepts für die Nennlüftung sein. Intensivlüftung Wenn Sie baden, waschen oder kochen, gelangt vorübergehend besonders viel Feuchtigkeit in die Luft. Dafür muss ein Lüftungskonzept ebenfalls Lösungen bieten. Auch hier gilt: Dass Sie die Fenster öffnen, kann Teil des Konzepts sein. Reduzierte Lüftung Das Konzept zur reduzierten Lüftung dient dazu, hygienische Mindestanforderungen einzuhalten, wenn Bewohner zeitweise außer Haus sind. Hierbei darf eine aktive Fensterlüftung keine große Rolle spielen. Lüftung zum Feuchteschutz Sie stellt bei zeitweiser Abwesenheit der Bewohner sicher, dass Feuchteschäden ausbleiben. Für diese Art der Lüftung müssen Fachleute eine Lösung komplett ohne manuell geöffnete Fenster finden. In fensterlosen Räumen einer Wohnung gilt statt der DIN 1946-6 die DIN 18017. Sie schreibt für fensterlose Räume ein Lüftungssystem vor. Manuelle Fensterlüftung bleibt Teil des Konzepts Der Blick auf die Lüftungsanforderungen zeigt: Sind Bewohner zu Hause, bleibt die manuelle Fensterlüftung durch Öffnen der Fenster Teil des Lüftungskonzepts. Damit die manuelle Fensterlüftung effektiv ist, sollten Sie Grundregeln beachten. Das Bundesland Hessen empfiehlt dafür in der Broschüre „Lüftung im Wohngebäude“ unter anderem, die Wohnung nur raumweise zu lüften. Für ein effektives Stoßlüften reichen laut Broschüre im Winter vier bis sechs Minuten. Von Juni bis August sollte man die Lüftungsphase auf 25 bis 30 Minuten ausdehnen. Als Stoßlüften wird das komplette Öffnen des Fensters bezeichnet. Beim Querlüften öffnet man gegenüberliegende Fenster, um einen Durchzug zu erzeugen. Aktive und passive Fensterlüftung unterstützen den Luftwechsel Da alleine das Öffnen von Fenstern nicht für einen normgerechten Luftwechsel ausrecht, muss man zusätzliche Technik für eine Luftzufuhr einsetzen. Zur Auswahl stehen zentrale und dezentrale Lüftungsanlagen und fensterbasierte Systeme: passive Fensterfalzlüfter sowie aktive Fensterlüfter. Zu- und Abluftsysteme Einfache Abluftanlagen finden Sie beispielsweise in fensterlosen Bädern mancher Wohnungen. Hier saugt ein Ventilator feuchte Luft aus dem Raum an und führt sie nach außen ab. So entsteht ein Unterdruck, durch den frische Luft aus anderen Räumen nachströmt. Solche Systeme werden manuell mit einem Schalter oder automatisch aktiviert. Manche Lüftungsanlagen funktionieren ohne Ventilatoren. Bei einer mit einem Ventilator unterstützten Lüftungsanlage spricht man auch von einer maschinellen oder mechanischen Lüftung. Dagegen bezeichnet man die Lüftungsarten ohne Ventilator als „freie Lüftung“. Ein Beispiel ist die Kölner Lüftung, die zu den sogenannten Schachtlüftungen gehört. Sie ist kein reines Abluft-, sondern ein Zu- und Abluftsystem, das für den Luftaustausch mit einem Zu- und einem Entlüftungsschacht arbeitet. Zentrale und dezentrale Lüftungsanlagen Eine ebenso wichtige Unterscheidung ist die zwischen zentralen und dezentralen Lüftungsanlagen. Eine Kölner Lüftung in einem fensterlosen Bad ist ein Beispiel für eine dezentrale Anlage: Sie ist für die Lüftung eines einzigen Raumes zuständig. Im Gegensatz zu einer dezentralen sorgt eine zentrale Lüftungsanlage in mehreren Räumen für den nötigen Luftaustausch. Auch hier existieren reine Abluftsysteme zur passiven Lüftung sowie Zu- und Abluftsysteme. Für die zentrale Lüftung benötigen Sie Lüftungskanäle. Sie in einem Altbau nachträglich zu installieren, wäre sehr aufwändig, weshalb die zentrale Lüftungsanlage meist nur beim Neubau zur Option wird. In eine Lüftungsanlage können Sie einen Wärmetauscher für eine Wärmerückgewinnung integrieren. Er kann die Temperatur kühler Zuluft mit der Wärme der Abluft steigern. Dadurch können Sie mit solchen Lüftungsanlagen Ihre Heizkosten weiter senken. Fensterlüfter und Fensterfalzlüfter Eine Alternative beziehungsweise eine Ergänzung zu den vorgestellten Lüftungsanlagen sind Fensterfalzlüfter. Sie werden als Lüftungsventile in den Fensterrahmen integriert. Als Fensterfalz oder Glasfalz bezeichnet man denjenigen Teil des Fensters, der die Glasscheibe(n) aufnimmt. Beim Fensterfalzlüfter ist aber die sogenannte Anschlagfalz gemeint. Sie ist der Teil des Fensters, an dem der Blendrahmen (fest mit der Wand verbunden) und der bewegliche Flügelrahmen einander bei geschlossenem Fenster berühren. Durch die Anschlagfalz schließen Fenster dichter. Ein ins Fenster integrierter Fensterfalzlüfter kann allerdings dafür sorgen, dass dennoch Luft kontrolliert ins Hausinnere gelangt. Möglich wird das bei windigem Wetter, weil auf der windzugewandten Luv- und der windabgewandten Lee-Seite eines Hauses unterschiedlich hoher Druck herrscht. Auf der Luv-Seite kommt frische Luft ins Haus. Auf der Lee-Seite herrscht dagegen Unterdruck, der Innenraumluft absaugt. Das Prinzip der Fensterfalzlüftung benötigt also Öffnungen zum Einströmen und zum Ausströmen der Luft und zumindest etwas Wind; bei Sturm schließen sich die Lüftungslamellen dagegen, um Zugluft zu verhindern. Wenn Sie eine Fensterlüftung mithilfe von Fensterfalzlüftern planen, können Sie sich beim Neubau oder bei einem Fensteraustausch für Komplettfenster mit diesen Lüftern entscheiden. Alternativ lassen sich Fensterfalzlüfter nachträglich in viele Kunststoff- oder Holzfenster einbauen. Aktive und passive Fensterlüfter Fensterfalzlüfter sind passive Fensterlüfter. Sie benötigen im Gegensatz zu aktiven Fensterlüftern keine Elektrizität. Dafür sind sie zumeist aber auch weniger effizient. Ausstatten lassen sie sich beispielsweise mit einem Schalldämmmodul oder mit Technik, die die Zuluftöffnung in Abhängigkeit zur relativen Luftfeuchtigkeit öffnet oder schließt. Aktive Fensterlüfter sind dagegen mit dem Fenster verbundene Lüftungsanlagen. Sie sind mit einem Ventilator und bisweilen ebenfalls mit Zusatztechnik ausgestattet: beispielsweise zur Wärmerückgewinnung oder zur Luftfilterung. Aktive Fensterlüfter benötigen Elektrizität und verursachen ein Betriebsgeräusch. Allerdings ist es in der Regel so leise, dass es auch im Schlafzimmer nicht negativ auffällt. SmartHome-Technik gibt es auch für die Fensterlüftung Mittlerweile finden Sie auch „intelligente“ Fenster mit moderner SmartHome-Technik auf dem Markt. Mit ihnen können Sie ein System zur Fensterlüftung beispielsweise mit Sensoren im Raum verbinden, die die Luftfeuchtigkeit oder den CO2-Gehalt der Luft messen. Werden die von Ihnen eingestellten Grenzwerte überstiegen, werden die Lüftungssysteme aktiviert. Was kosten Lüftungssysteme? Die Kosten für Lüftungsanlagen hängen von vielen Faktoren ab. Deshalb sind nur Orientierungswerte möglich. Ein Hersteller nennt als Kostenbeispiel für den Einbau einer dezentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung in ein 120 Quadratmeter großes Einfamilienhaus 6.116,60 Euro (inkl. MwSt. und Einbauhilfe). Zentrale Lüftungsanlagen gelten als etwas effizienter, sind aber zumeist etwas teurer. Fensterfalzlüfter sind dagegen eine sehr preisgünstige Variante. Einzelne Produkte erhalten Sie bisweilen bereits für 10 Euro. Allerdings haben Sie mit einem einzelnen Fensterfalzlüfter nicht viel erreicht. Berücksichtigen Sie deshalb stets die Gesamtkosten, um ein Lüftungskonzept umzusetzen. Bei effizienteren aktiven Fensterlüftern müssen Sie mit 500 bis zu 1.000 Euro rechnen. Hinzu kommen Montagekosten. Finanzielle Förderung ist möglich Für eine Lüftungsanlage mit einer Wärmerückgewinnung erhalten Sie unter Umständen Fördermittel. Eine Möglichkeit dafür bietet das Programm 430 „Energieeffizient Sanieren – Investitionszuschuss“ der KfW-Gruppe. Weitere Informationen über die Förderung von verschiedenen Sanierungsmaßnahmen erhalten Sie in der kostenlosen Fördermittelauskunft von Effizienzhaus-online. Jetzt Fördermittelauskunft starten Foto: itestro – Fotolia.com